Diese Runde um das Kapruner Tal in der Glocknergruppe wird vom DAV als 'Tauerntour' bezeichnet. Ich habe sie zufällig in der Alpenvereins-Zeitschrift 'alpinwelt' 2/2012 entdeckt und mich kurzfristig für sie entschieden, was ein echter Glücksgriff war. Als reines Hüttentrekking dauert sie 3-4 Tage (mit Übernachtungen auf der Krefelder Hütte (2293 m), Heinrich-Schwaiger-Haus (2802 m) und Gleiwitzer Hütte (2174 m).
Es ist auch möglich, die Hüttentour nach Süden weiterzuführen, etwa über das Berghotel Rudolfshütte, und weiter auf den Großglockner, was mir aus Termingründen leider nicht vergönnt war, obwohl ich sogar ein sehr nettes spontanes Angebot bekam, mich dazu einer zehnköpfigen österreichischen Alpenvereinsgruppe anzuschließen.
Eine ähnliche Rundwanderung um ein Tal in den österreichischen Alpen gibt es im Zillertal in Form des Berlinger Höhenweges, der länger ist mit etwa doppelt so vielen, aber kürzeren und wohl gemütlicher zu gehenden Etappen.
Diese großartige Tour scheint relativ unbekannt zu sein, so dass man auf den Hütten normalerweise auch ohne Reservierung leicht Platz bekommt. Im Tal und auf den ersten beiden Etappen waren allerdings erstaunlich viel nicht deutschsprachige Touristen unterwegs — ich habe jede Menge englische, französische, slawische und arabische Sprachfetzen mitbekommen. Daher wollte ich diese Beschreibung erst schon auf Englisch machen, aber erstens gibt es schon entsprechende Literatur (etwa Walking in Austria by Kev Reynolds; Route 91: Hut to hut across the Glockner Group) und zweitens denke nicht nur ich, dass es wohl besser ist, wenn diese wunderbare Gegend nicht noch weiter durch den globalen Tourismus entfremdet wird.
Die erste Etappe, der wunderschöne Alexander-Enzinger-Weg mit prächtiger Aussicht, ist sogar für Familien geeignet, zumindest wenn man die Maiskogelbahn zur Hilfe nimmt. Andererseits setzt das Große Wiesbachhorn der Besucherzahl konditionell und bergtechnisch (kurze versicherte Kletterpassage im Grad I-II) bedingte Grenzen, während das Kitzsteinhorn durch die bis nahe an den Gipfel reichende Bahnanlagen ziemlich überlaufen ist und von Bergführern schamlos unter dem Slogan "mein erster 3000er" vermarktet wird. Wer dem weit ins Tal grüßenden Kitzsteinhorn nicht mit der Seilbahn (und anschließend einem kurzen und sehr einfachen Klettersteig) zu Leibe rücken will, muss das relativ spaltenarme und flache Schmiedinger Kees queren oder könnte versuchen, den offenbar verfallenen Steig über den Nordostgrat zu nehmen, der irgendwo auf dem Hochkammerweg zwischen Alpincenter und Mooserboden abzweigt (auf den Fotos unten habe ich zwei mögliche Einstiegstellen dazu bezeichnet). Am meisten Ruhe hat man noch auf dem langen, aber sehr schönen — im August auf den Südhängen von Blauem Eisenhut flankierten — und abwechslungsreichen Max-Hirschel-Weg (auch Gleiwitzer Höhenweg genannt) zur gemütlichen Gleiwitzer Hütte, wo sich Hüttenwirtin Sieglinde rührend um das Wohl ihrer Gäste kümmert.
Dank sehr guter Kondition, ökonomischer Gehweise und wenig Gepäck (4-5 kg plus Wasser) habe ich in 70 Stunden nicht nur die Aufstiegsvariante ab dem Talboden bei Kaprun und das Große Wiesbachhorn (3564 m) eingebaut, sondern ganz spontan auch das nicht als Variante genannte Kitzsteinhorn (3203 m), was im Schnitt 1800 HM pro Tag ergab. Das Wetter war herrlich: bis auf den letzten Morgen fast kein Wölkchen, im Tal 35°C und in der Höhe nur eine ganz leichte, angenehm kühlende Brise. Auch die Sichtverhältnisse waren entsprechend bombastisch, so weit das Auge reichte: vom Cimon dei Furlani im Süden (Karnische Voralpen, 116 km) über den Ortler im Westen (Südtirol, 183 km, hier mit virtuellem Fernglas gesehen, den Großen Arber im Norden (Bayerischer Wald, 219 km) bis zum Hochstadl im Osten (Kräuterin, Steiermark, 184 km). Durch das warme stabile Wetter war selbst der Aufstieg zum Großen Wiesbachhorn und der 'hochalpine' Übergang beim Kempsenkopf (3090 m) völlig eisfrei und problemlos.
Hier meine Aufzeichnung der kompletten Route per GPS als GPX- oder
KML- Datei für Google Earth,
auch auf Google Terrain Maps (mit Wegpunkten)
und auf GPSies (OSM Cycle Map mit Wegpunkten und Statistiken).
Leider gab es einen Fehler bei der Umstellung der Aufzeichnungsgenauigkeit, so dass die Auflösung der Route recht grob ist, aber zur Planung und Orientierung sollte sie ausreichen, zumal die Wege größtenteils sehr gut markiert sind. Nur nach der ersten Bachquerung (Wielingerbach) vom Mooserboden in Richtung Gleiwitzer Hütte fehlt ein Wegweiser, so dass man leicht auf dem falschen oberen Weg landet, der sich nach ein paar Minuten in den Grashängen verläuft (habe ich auf dem Track mit Wegpunkten gekennzeichnet).
Übrigens lohnt es sich meiner Erfahrung nach nicht, an diversen Stellen (die ich auch mit Wegpunkten markiert habe) oberhalb von Wegsenken zu queren, um etwa 100 HM Abstieg zu sparen, denn durch das unwegsame Gelände verliert man leicht mehr Zeit als einem solche 'Abkürzer' einbringen. So war der östliche Bereich des Schmiedinger Kees doch glatter als erwartet, und zwischen den beiden Stauseen bin ich in zum Teil mannshohes Farn geraten.
Noch ein Tipp: Es gibt hier online vom österreichischen Bundesamt für Vermessungswesen recht detaillierte topographische Karten, deren Web-Interface allerdings nicht sehr angenehm zu benutzen ist. Sehr praktisch sind auch die Online-Geodaten von GeoFinder.ch, die zu vielen interessanten Punkten in den Alpen (wie z.B. Hütten: Krefelder Hütte, Heinrich-Schwaiger-Haus und Gleiwitzer Hütte) jede Menge geographischer Informationen wie benachbarte Orte und nächstgelegene Gipfel enthalten.
Aufstieg zur Krefelder Hütte (Alexander-Enzinger-Weg) | Zell am See | Kaprun Jugendgästehaus | ||
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Zeller See | Alpengasthaus Glocknerblick | |||
Alexander-Enzinger-Weg | ||||
Großes Wiesbachhorn | Kitzsteinhorn | |||
Aufstieg zum Kitzsteinhorn über Schmiedinger Kees | ||||
Alpincenter | ||||
Großglockner | Granatspitze | Großvenediger | Gipfelwelt 3000 | |
Bartgeier | ||||
Kitzsteinhorn | ||||
Abstieg und Querung zur Nördlichen Kammerscharte | ||||
Abstieg und Querung zum Moserboden (Hochkammerweg) | ||||
verfallener Steig? | verfallener Steig? | |||
Heinrich-Schwaiger-H. | Großes Wiesbachhorn | |||
Moserboden | ||||
Aufstieg zum Heinrich-Schwaiger-Haus (Haushoferweg) | ||||
Heinrich-Schwaiger-Haus | ||||
Aufstieg zum Großen Wiesbachhorn | ||||
Großes Wiesbachhorn | Ankunft am Kreuz | mit "Gebetsfahnen" | ...und ohne! | Großglockner |
Kitzsteinhorn | ||||
Watzmann | Kräuterin | Dolomiten | ||
Abstieg zum Moserboden | ||||
Murmeltier | ||||
Aufstieg zur Kammhöhe am Kempsenkopf (Max-Hirschel-Weg, Gleiwitzer Höhenweg) | ||||
Absteig und Querung zur Gleiwitzer Hütte (Max-Hirschel-Weg, Gleiwitzer Höhenweg) | Zeller See | |||
Hoher Tenn | ||||
Gleiwitzer Hütte | ||||
Abstieg ins Kapruner Tal über die Brandlscharte | ||||
Zell am See |