Jesus vor Pilatus

Mt 27,1-2.11-14; Lk 22,66-71; Lk 23,1-4; Joh 18,28-38   

1Und gleich in der Frühe fassten die obersten Priester mit den Ältesten und Schriftgelehrten und dem ganzen Hohen Rat einen Beschluss und führten Jesus gebunden hin und lieferten ihn dem Pilatus aus.
2Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er aber antwortete und sprach zu ihm: Du sagst es! 3Und die obersten Priester brachten viele Anklagen gegen ihn vor. Er aber antwortete ihnen nichts. 4Pilatus aber fragte ihn wieder und sprach: Antwortest du nichts? Sieh, wie viele Dinge sie gegen dich aussagen! 5Jesus aber antwortete nichts mehr, so dass sich Pilatus verwunderte.

Die Verurteilung Jesu durch die Volksmenge

Mt 27,15-26; Lk 23,13-25; Joh 18,39-40; Joh 19,6-16   

6Aber anlässlich des Festes pflegte er ihnen einen Gefangenen freizugeben, welchen sie wollten. 7Es lag aber ein gewisser Barabbas gefangen samt den Mitaufrührern, die im Aufruhr einen Mord begangen hatten. 8Und die Menge erhob ein Geschrei und fing an, das zu verlangen, was er ihnen jedesmal gewährt hatte. 9Pilatus aber antwortete ihnen und sprach: Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden freigebe? 10Denn er wusste, dass die obersten Priester ihn aus Neid ausgeliefert hatten. 11Aber die obersten Priester wiegelten die Volksmenge auf, dass er ihnen lieber den Barabbas losgeben solle. 12Und Pilatus antwortete und sprach wiederum zu ihnen: Was wollt ihr nun, dass ich mit dem tue, den ihr König der Juden nennt? 13Sie aber schrieen wiederum: Kreuzige ihn! 14Und Pilatus sprach zu ihnen: Was hat er denn Böses getan? Da schrieen sie noch viel mehr: Kreuzige ihn! 15Weil nun Pilatus die Menge befriedigen wollte, gab er ihnen den Barabbas frei und übergab Jesus, nachdem er ihn hatte auspeitschen lassen, damit er gekreuzigt werde.

Verspottung und Dornenkrone

Mt 27,27-31; Joh 19,2-5   

16Da führten ihn die Kriegsknechte hinein in den Hof, das ist das Prätorium[1] Bezeichnung für den Amtssitz des römischen Statthalters.
; und sie riefen die ganze Schar zusammen,
17legten ihm einen Purpur[mantel] um, flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm auf. 18Und sie fingen an, ihn zu grüßen: Sei gegrüßt, König der Juden! 19Und sie schlugen sein Haupt mit einem Rohr, spuckten ihn an, beugten die Knie und fielen vor ihm nieder. 20Und nachdem sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur[mantel] aus und legten ihm seine eigenen Kleider an. Und sie führten ihn hinaus, um ihn zu kreuzigen.

Die Kreuzigung Jesu

Mt 27,32-44; Lk 23,26-43; Joh 19,17-27   

21Und sie zwangen einen Vorübergehenden, der vom Feld kam, Simon von Kyrene, den Vater von Alexander und Rufus, ihm das Kreuz zu tragen. 22Und sie brachten ihn auf den Platz Golgatha, das heißt übersetzt »Schädelstätte«. 23Und sie gaben ihm Myrrhenwein zu trinken, aber er nahm ihn nicht.
24Und nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider und warfen das Los darüber, was jeder bekommen sollte. 25Es war aber die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. 26Und die Inschrift, die seine Schuld anzeigte, war darüber geschrieben: »Der König der Juden«. 27Und mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, einen zu seiner Rechten und einen zu seiner Linken. 28Da wurde die Schrift erfüllt, die spricht: »Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden«.[2] Jes 53,12.
29Und die Vorübergehenden lästerten ihn, schüttelten den Kopf und sprachen: Ha, der du den Tempel zerstörst und in drei Tagen aufbaust, 30rette dich selbst und steige vom Kreuz herab! 31Gleicherweise spotteten aber auch die obersten Priester untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen: Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten! 32Der Christus, der König von Israel, steige nun vom Kreuz herab, damit wir sehen und glauben! Auch die, welche mit ihm gekreuzigt wurden, schmähten ihn.

Der Tod Jesu

Mt 27,45-56; Lk 23,44-49; Joh 19,28-37   

33Als aber die sechste Stunde anbrach, kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. 34Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme und sprach: Eloi, Eloi, lama sabachthani? Das heißt übersetzt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«[3] Ps 22,2.
35Und etliche der Umstehenden, die es hörten, sprachen: Siehe, er ruft den Elia! 36Einer aber lief und füllte einen Schwamm mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr, gab ihm zu trinken und sprach: Halt! Lasst uns sehen, ob Elia kommt, um ihn herabzunehmen!
37Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus und verschied. 38Und der Vorhang im Tempel riss von oben bis unten entzwei.
39Als aber der Hauptmann, der ihm gegenüberstand, sah, dass er so schrie und verschied, sprach er: Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!
40Es sahen aber auch Frauen von ferne zu, unter ihnen war auch Maria Magdalena und Maria, die Mutter des jüngeren Jakobus und des Joses, sowie Salome, 41die ihm auch, als er in Galiläa war, nachgefolgt waren und ihm gedient hatten, und viele andere, die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren.

Die Grablegung Jesu

Mt 27,57-61; Lk 23,50-56; Joh 19,38-42   

42Und als es schon Abend geworden war (es war nämlich Rüsttag, das ist der Tag vor dem Sabbat), 43da kam Joseph von Arimathia, ein angesehener Ratsherr[4] d.h. Mitglied des jüdischen Hohen Rates.
, der selbst auch auf das Reich Gottes wartete; der wagte es, ging zu Pilatus hinein und bat um den Leib Jesu.
44Pilatus aber wunderte sich, dass er schon gestorben sein sollte, und er ließ den Hauptmann herbeirufen und fragte ihn, ob er schon lange gestorben sei. 45Und als er es von dem Hauptmann erfahren hatte, überließ er dem Joseph den Leib. 46Da kaufte dieser Leinwand und nahm ihn herab, wickelte ihn in die Leinwand und legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war; und er wälzte einen Stein vor den Eingang des Grabes. 47Maria Magdalena aber und Maria, die Mutter des Joses, sahen, wo er hingelegt wurde.