Weissagungen über Juda und Israel

Kapitel 1 - 12

Klage über das abtrünnige Volk

1Dies ist die Offenbarung,[1] wörtlich das Gesicht; gemeint ist die Schau einer sonst verborgenen göttlichen Wirklichkeit; das Wort wird nicht nur von optischen Visionen, sondern sehr oft von der Offenbarung des Wortes des Herrn gebraucht und hat daher eine allgemeinere Bedeutung.
die Jesaja[2] hebr. Jeschajahu (»Der Herr ist Rettung«).
, der Sohn des Amoz, über Juda und Jerusalem geschaut hat in den Tagen Ussijas, Jotams, Ahas' und Hiskias, der Könige von Juda:
2Hört, ihr Himmel, und horche auf, o Erde; denn der Herr hat gesprochen: Ich habe Kinder großgezogen und emporgebracht[3] oder zu Ehren gebracht / auferzogen.
, sie aber sind von mir abgefallen.
3Ein Ochse kennt seinen Besitzer, und ein Esel die Krippe seines Herrn, [aber] Israel hat keine Erkenntnis; mein Volk hat keine Einsicht.
4Wehe der sündigen Nation[4] Hier steht für »Nation« das Wort, das sonst meist für Heidenvölker gebraucht wird.
, dem schuldbeladenen Volk! Same der Übeltäter, verderbte Kinder! Sie haben den Herrn verlassen, haben den Heiligen Israels gelästert, haben sich abgewandt.
5Wohin soll man euch noch schlagen, da ihr doch den Abfall nur noch weiter treibt? Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist kraftlos. 6Von der Fußsohle bis zum Scheitel ist nichts Unversehrtes an ihm, sondern klaffende Wunden und Striemen und frische Verletzungen, die nicht ausgedrückt, noch verbunden, noch mit Öl gelindert sind.
7Euer Land ist verwüstet, eure Städte sind mit Feuer verbrannt; Fremde fressen euer Land vor euren Augen, und es ist verwüstet, wie von Fremden verheert. 8Und die Tochter Zion ist übriggeblieben wie eine Hütte im Weinberg, wie ein Wachthäuschen im Gurkenfeld, wie eine belagerte Stadt. 9Hätte uns der Herr der Heerscharen[5] hebr. Jahweh Zebaoth.
nicht einen geringen Überrest übriggelassen, so wären wir wie Sodom, gleich wie Gomorra geworden!

Der Herr tadelt den falschen Gottesdienst

Am 5,21-27   

10Hört das Wort des Herrn, ihr Fürsten von Sodom! Nimm zu Ohren das Gesetz[6] oder die Weisung / die Lehre (hebr. torah).
unseres Gottes, du Volk von Gomorra!
11Was soll mir die Menge eurer Schlachtopfer? spricht der Herr. Ich bin der Brandopfer von Widdern und des Fettes der Mastkälber überdrüssig, und am Blut der Jungstiere, Lämmer und Böcke habe ich kein Gefallen! 12Wenn ihr kommt, um vor meinem Angesicht zu erscheinen – wer verlangt dies von euch, dass ihr meine Vorhöfe zertretet? 13Bringt nicht mehr vergebliches Speisopfer! Räucherwerk ist mir ein Greuel! Neumond und Sabbat, Versammlungen halten: Frevel verbunden mit Festgedränge ertrage ich nicht! 14Eure Neumonde und Festzeiten hasst meine Seele; sie sind mir zur Last geworden; ich bin es müde, sie zu ertragen. 15Und wenn ihr eure Hände ausbreitet[7] d.h. zum Gebet; eine im Orient übliche Gebetshaltung.
, verhülle ich meine Augen vor euch, und wenn ihr auch noch so viel betet, höre ich doch nicht, denn eure Hände sind voll Blut!
16Wascht, reinigt euch! Tut das Böse, das ihr getan habt, von meinen Augen hinweg; hört auf, Böses zu tun! 17Lernt Gutes tun, trachtet nach dem Recht, helft dem Bedrückten, schafft der Waise Recht, führt den Rechtsstreit für die Witwe!
18Kommt doch, wir wollen miteinander rechten! spricht der Herr. Wenn eure Sünden wie Scharlach[8] hebr. schanim: Gemeint ist der violettrote Farbstoff, der aus Eiernestern einer Schildlaus gewonnen wurde.
sind, sollen sie weiß werden wie der Schnee; wenn sie rot sind wie Karmesin[9] hebr. tola (eigentlich »Wurm«): Karmesin ist ein blutroter Farbstoff, der aus dem Kermeswurm gewonnen wurde.
, sollen sie [weiß] wie Wolle werden.
19Seid ihr willig und gehorsam, so sollt ihr das Gute des Landes essen; 20wenn ihr euch aber weigert und widerspenstig seid, so sollt ihr vom Schwert gefressen werden! Ja, der Mund des Herrn hat es gesprochen.

Gericht und Läuterung für Jerusalem

21Wie ist die treue Stadt zur Hure geworden! Sie war voll Recht; Gerechtigkeit wohnte in ihr, nun aber Mörder! 22Dein Silber ist zu Schlacken geworden; dein edler Wein ist mit Wasser verfälscht. 23Deine Fürsten sind Widerspenstige und Diebsgesellen; sie alle lieben Bestechung und jagen nach Geschenken; der Waise schaffen sie nicht Recht, und die Sache der Witwen kommt nicht vor sie.
24Darum spricht der Herrscher, der Herr der Heerscharen, der Mächtige Israels: Wehe, ich will mir Genugtuung verschaffen von meinen Feinden und mich rächen an meinen Widersachern; 25und ich will meine Hand gegen dich wenden und deine Schlacken ausschmelzen wie mit Laugensalz und all dein Blei[10] Gemeint ist das unedle Metall, das beim Läuterungsprozess ausgeschieden wird.
wegschaffen;
26und ich werde deine Richter wieder machen, wie sie ursprünglich waren, und deine Ratsherren wie am Anfang; danach wird man dich nennen: »Die Stadt der Gerechtigkeit, die treue Stadt«.
27Zion wird durch Recht[11] Andere Übersetzung: durch Gericht; gemeint ist die gerechte Rechtsprechung des Messias, der die Bösen verurteilt und den Gerechten zu ihrem Recht verhilft.
erlöst werden, und seine Bekehrten[12] d.h. die in Zion umgekehrt sind zu Gott.
durch Gerechtigkeit;
28aber der Zusammenbruch trifft die Übertreter und Sünder alle miteinander, und die den Herrn verlassen, kommen um. 29Denn sie werden zuschanden wegen der Terebinthen, an denen ihr Lust hattet, und ihr sollt schamrot werden wegen der Gärten, die ihr erwählt habt;[13] Der heidnische Götzendienst, den Israel übernahm, machte bestimmte Bäume wie die Terebinthe und Baumgärten (Haine) zu »geweihten« Orten der Götzenverehrung.
30denn ihr werdet sein wie eine Terebinthe, deren Laub verwelkt ist, und wie ein Garten, der ohne Wasser ist; 31und der Starke wird zum Werg[14] d.h. leicht brennbare Hanffasern.
und sein Tun zum Funken, und beide werden miteinander brennen, so dass niemand löschen kann.