Das Hohelied (hebr. Schir Ha-Schirim = »Das Lied der Lieder«) ist das dritte Werk Salomos unter den heiligen Schriften. Es wird von vielen Auslegern verstanden als ein dichterisches Liebeslied, das vordergründig die Liebe des jungen Königs zu seiner ersten Frau beschreibt, bevor er der Vielweiberei verfiel. Doch dieses Lied, darin sind sich jüdische wie christliche Ausleger einig, beschreibt nicht in erster Linie die Liebesbeziehung des Königs Salomo mit Sulamit, seiner jungvermählten Braut. Es hat eine tiefe symbolische und bildhafte Bedeutung und bezieht sich auf die Liebe des Herrn, des Messias-Königs, von dem Salomo nur ein unvollkommenes irdisches Vorbild war, zu seinem Volk Israel. Die neutestamentlichen Gläubigen dürfen in diesem inspirierten Lied ein Bild der Liebe des Herrn Jesus Christus zu den Seinen sehen, die ihm ja als eine keusche Jungfrau verlobt sind (2.Kor 11,2; Eph 5,25-32). Die poetischen Bilder des Liedes der Lieder zeigen, dass die Geliebte alle Erfüllung nur in Ihm findet, in dem Messias, in dem Geliebten, und danach verlangt, völlig sein eigen zu sein. Sie offenbaren aber auch die treue Liebe des Herrn zu der Geliebten, trotz all ihres Versagens und ihrer Untreue. Das Hohelied ist durch den Wechsel der Sprecher in unterschiedliche Strophen oder Abschnitte gegliedert; die genaue Aufteilung ist jedoch von den Auslegern unterschiedlich vorgenommen worden. Die hier in den Überschriften und durch Leerzeilen gegebene Gliederung der Strophen nach Worten Sulamits, Salomos und der Töchter Jerusalems ist lediglich als eine Hilfe zum Verständnis gedacht.